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Digitale Schnittstelle zwischen Leistungsträger und Unternehmen

VDR-Tagung: Lösungen für den Mittelstand

Teilnehmer der Runde (Foto von, v.l.n.r.) unter der Moderation von Andrea Zimmermann, Inhaberin, btm4u, waren Johannes Walter, Senior Director Distribution Global Market Management, Deutsche Lufthansa AG, Esther Stehning, Geschäftsführung, Atlatos GmbH, Michael Becker sowie als Impulsgeber Jörg Martin, Inhaber, CTC Corporate Travel Consulting.

In der zweiten Maiwoche kamen die Mitglieder des Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR)  zur VDR-Frühjahrstagung 2019 in Berlin zusammen. Ein Programmpunkt war Direct Connect und die New Distribution Capability (NDC) der Airlines. Denn der Mittelstand empfindet die technische Umsetzung als schleppend. Experten aus Airline-, IT-Unternehmen und Vertrieb diskutierten daher Lösungen für KMU. In diesem Forum durfte ich die Vertriebssicht vertreten und geeignete Maßnahmen für mittelständische Unternehmen vorstellen.

Die aktuelle Diskussion zeigt, dass mittelständische Firmen den Vertriebsstandard NDC auch Jahre nach der Einführung als problematisch und teuer empfinden. Die Airlines haben durch die Digitalisierung jetzt die Hoheit über ihre Preise, bevorzugen den eigenen Vertrieb und sind technisch in der Lage, für Buchungen auf anderen Wegen eine Gebühr zu erheben. Den gesamten Produktumfang gibt es nur direkt bei den Airlines und bei den Vertriebspartnern, die sich dem Direktkanal anschließen. Große Konzerne haben eine eigene Schnittstelle direkt zu den Airlines programmiert, um günstige Ticketpreise mit einer schlanken Administration, Vergleichbarkeit und User Experience zu kombinieren. Für die IT bedeutet das, dass unterschiedliche Quellen und verschiedene Schnittstellen für die Integration und Anbindung zusammengeführt werden müssen. Dies erfordert sehr viel Know-how und rentiert sich nur bei einem großen Buchungsvolumen. Kleine und mittelständische Firmen können sich eine eigene technische Lösung nicht leisten. Sie sind daher auf Mittler angewiesen, wenn sie Preistransparenz,  effiziente Prozesse und Usabilty erreichen wollen.

Meine Erfahrung ist, dass die digitale Entwicklung sich nicht aufhalten lässt, alle Beteiligte ihren Weg finden müssen. Auch, dass Zuschläge von ca. 16 Euro pro Ticket eine enorme Preissteigerung sind und die Unternehmen daher reagieren müssen. Studien belegen, dass persönliche Treffen mit Kunden und Geschäftsreisen zum Umsatz beitragen. Daher wirkt sich die Reduzierung von Geschäftsreisen auf den Ertrag aus. Fides Reisen und reiseplan.de haben daher gleich zu Anfang der Einführung von NDC eine Schnittstelle zu Lufthansa und Co. entwickelt, um den Kunden die Zusatzgebühr zu reduzieren. Bei der Digitalisierung gibt es nur technische Lösungen. Wir sehen uns nicht nur als Vermittler von Reiseleistungen, sondern als digitale Schnittstelle zwischen Leistungsträger und Unternehmen. Denn für Firmen, Buchende und Reisende sind end-to-end Lösungen mit einem Partner für die gesamte Reise die kosten- und zeitsparendste sowie datensicherste Lösung. Firmen sollten die Digitalisierung und den Paradigmenwechsel nicht als unlösbare Hürden sehen, sondern als Chance nutzen, effiziente Prozesse zu etablieren und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Zweifellos ist die Digitalisierung eine große Herausforderung für die Unternehmen. Durch die technische Anbindung an eine Geschäftsreiseplattform können mittelständische und kleine Firmen Kosten reduzieren (dies gilt sowohl für Ticketpreise als auch interne Manpower) und die Datensicherheit optimieren. Eine Businessplattform bietet zudem den Vorteil, dass die Buchenden sich nicht mit irgendwelchen Schnäppchen im Netz verlieren während sie die Geschäftsreise buchen. Als Geschäftsreiseplattform sorgen wir dafür, dass die firmeninternen Systeme mit der Plattform verknüpft und auf einen Punkt gebracht werden, damit die Buchenden eine einfache Buchungsmaske nutzen können. Damit ist der Datenfluss noch nicht abgeschlossen. Denn die Reisenden müssen diese Buchung unterwegs abrufen können, ebenso wie die Buchhaltung die Daten weiter verarbeiten können muss.

Die Entwicklung geht jedoch weiter. Um die Buchungen noch angenehmer und schneller zu machen, wollen wir KI integrieren (immer mit Zustimmung der Buchenden und der Reisenden), damit Firmen die Angebote erhalten, die ihnen nützlich sind. Hierfür muss das System lernen, welche Strecken und Hotels die Reisenden wann buchen wollen. Das System könnte damit beispielsweise den Buchenden auf günstige Angebote zu der jährlich gebuchten Messe in Shanghai aufmerksam machen. Dies ist bislang nicht möglich. Je individueller und treffender die Angebote sind, umso effizienter sind die Prozesse und günstiger die Reisekosten.